Archiv der Kategorie: NLWKN

Infoabend online: Risiken durch Nuklearbetriebe im Wohngebiet

Der BISS-Informationsabend im Rahmen der bundesweiten „Atommüllalarm – Tatorte in Deutschland“-Kampagne vom 23.10.2014 ist größtenteils als Youtube-Video verfügbar. Zur Erinnerung: Der Physiker Wolfgang Neumann (INTAC Hannover) und der Mediziner Hartmut Heinz (IPPNW) hatten über Gefährdungen durch Niedrigstrahlung sowie über Gefährdungen bei Stör- und Unfällen auf dem Thuner Gelände referiert. Konkret:

  • Welche Risiken entstehen durch die Nuklearbetriebe in Braunschweig bei Störfällen oder Unfällen?
  • Welche Gefahren gehen von ionisierender Strahlung aus?

Schaut mal rein! (Achtung, Playlist – 6 aufeinanderfolgende Videos!)

Ja, es gibt ein Risiko, aber wir werden es nicht beheben…

– Pressemitteilung –

Der von der Stadt beauftragte Fachexperte, der eine Stellungnahme zum „Risiko durch die Atomfirmen in Braunschweig“ im Entwurf vorlegte, stand am 17. September Rede und Antwort im Planungs- und Umweltausschuss der Stadt.

Die Stadt Braunschweig wollte von dem Fachexperten nur wissen, ob es ein Risiko gibt, aber nicht wie hoch es ist. Und die Erkenntnis soll auch nicht dazu führen, dass dieses Risiko reduziert oder behoben werden soll.

Der Fachexperte bestätigte, dass seine Feststellungen sich auf die Aussagen des bereits vorliegenden Berichtes der Entsorgungskommission des Bundes berufen und kaum darüber hinausgehende Fakten berücksichtigen (kein Forschungsflughafen, keine Transporte, keine radioaktive Medizin). Die im Bericht der ESK erkannten Risiken wurden mit der Aussage abgeschlossen, obwohl nur 5% des radioaktiven Materials der Atomfirmen berücksichtigt wurde, führt dies bereits zu einem empfohlenen Evakuierungsradius von 350m. Das heißt, dass ein noch viel höheres Risiko zu erwarten ist, wenn das komplette radioaktive, chemische und andere Störfallpotenzial der Atomfirmen berücksichtigt würde, das auf dem Atomgelände vorhanden ist bzw. nach Genehmigung vorhanden sein könnte.

Das durch die Stellungnahme des Fachexperten dargestellte Risiko, das nicht durch die geltenden gesetzlichen Regeln abgedeckt wird, soll nach dem Willen der Stadt auch zukünftig erhalten bleiben und durch vielfach vorgehaltene Erweiterungsmöglichkeiten im neuen Bebauungsplan erhöht werden können.

Nur wenn sich zukünftig neue Atomfirmen ansiedeln wollen, dann will die Stadt dies verhindern.

Heißt das nun, wir müssen wegziehen und die Stadt bezahlt den Umzug?

Weitere kaputte Bauteile im Reaktorkern von AKW Grohnde gefunden …

AKW-Grohnde
AKW-Grohnde

Bei der Kontrolle des Reaktorkerns im Atomkraftwerk Grohnde bei Hameln sind weitere kaputte Bauteile entdeckt worden.

Niedersachsens grüner Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) hält die Probleme sicherheitstechnisch für sehr bedenklich.

 

Bei der noch nicht abgeschlossenen Überprüfung der sogenannten Drosselkörper sei festgestellt worden, dass daran mindestens zwei weitere Federn beschädigt seien, sagte Wenzel am Dienstag in Hannover. Die Drosselkörpern werden zur Kühlung der Brennstäbe eingesetzt, von 132 sind damit nun schon drei beschädigt.

Wie lange der Meiler in Grohnde noch vom Netz bleibt, sei offen.

Ministerium: Bessere Umgebungsüberwachung angeordnet

Laut Pressemitteilung des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz wurden „die Programme zur Strahlenüberwachung der Umgebung am Zwischenlager für radioaktive Abfälle in Leese (Firma Eckert & Ziegler Nuclitec GmbH) sowie an den Produktions- und Abfallkonditionierungsanlagen in Braunschweig-Thune (Firma Eckert & Ziegler Nuclitec GmbH und Firma GE Healthcare Buchler GmbH & Co KG)“ verschärft.

Zusätzliche Messpunkte wurden eingerichtet, die Abstände zwischen den Messungen wurden verkürzt. Orientierungsrahmen hierbei ist interessanter Weise die „Richtlinie zur Emissions- und Immissionsüberwachung kerntechnischer Anlagen (REI)“. In Braunschweig werden jetzt zudem sowohl die Gamma- als auch die Neutronendosen doppelt überwacht, nämlich außer durch die Betreiber zusätzlich durch den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).

Damit ist ein erster wichtiger Schritt hin zu einer verbesserten Überwachung getan. Bleibt zu hoffen, dass ähnlich positive Anordnungen demnächst auch für die Abluft getroffen werden, denn dort wurde bekanntermaßen für bestimmte Nuklide das Mehrhundertfache dessen genehmigt, was die Strahlenschutzverordnung eigentlich als Höchstwert vorsieht. Berechnungen für die Verteilung der Nuklide in der Umwelt, wie sie einer Genehmigung eigentlich zugrunde liegen müssten, konnte das Gewerbeaufsichtsamt seinerzeit der BISS nicht zugänglich machen. Diese Verteilung muss nun dringend auf den Prüfstand gestellt werden. Und natürlich nützt die beste Überwachung wenig, wenn weiterhin die genehmigten Grenzwerte zu hoch liegen; auch die muss man überarbeiten.

Und übrigens … wo doch Weihnachten war.

Allen, die immer wieder viel für die gemeinnützigen Anliegen der BISS tun, uns unterstützen und uns die Treue halten, aber ausdrücklich auch denjenigen, die sich in diesem Konflikt auf der „Gegenseite“ sehen, wünschen wir einen Guten Rutsch und ein frohes und richtig gutes Jahr 2014.

Auch in diesem Jahr hat die BISS wieder einiges bewegt:

  • Ständigen Kontakt mit der Kommunal- und Landes-Politik gehalten.
  • Netzwerke mit gegenseitiger Unterstützung in die Anti-Atom-Bewegung aufgebaut.
  • Reichlich Informationen aus Behörden und Ministerien gesammelt.
  • Akteneinsicht gegen den ständigen Widerstand des Gewerbaufsichtsamtes beantragt (auch wenn das bislang nur zu Kostenbescheiden führte).
  • Unseren Kampf gegen die hohen Strahlengenehmigungen und die 2000-Stunden-Regelung weitergeführt.
  • Mit über 2000 Teilnehmern die Menschenkette um das Buchler-Gelände an der Harxbütteler Straße durchgeführt und 1600 Helium-Ballons steigen lassen. Vielen Dank nochmal an all die Helfer aus Organisationen, Firmen, Wenden, Thune, Harxbüttel, Braunschweig und dem Braunschweiger Land!
  • An vielen Kundgebungen anderer Bürgerinitiativen teilgenommen.
  • Ungeachtet des hohen finanziellen Aufwandes zwei Rechtsgutachten zur Unterstützung der Meinungsbildung des Braunschweiger Rates in Auftrag gegeben und dem Rat überreicht.
  • Eine Diskussionsveranstaltung mit Frau Rechtsanwältin Hess durchgeführt, in der sie ihr Rechtsgutachten mit dem Vorsitzenden des Planungs- und Umwelt-Ausschusses, Herrn Herlitschke, in der Öffentlichkeit diskutierte.
  • 11.000 Unterschriften gegen einen Bebauungsplan, der die Atom-Firmen in Thune gegenüber der Bevölkerung bevorteilen würde, gesammelt und am 12. November dem Rat der Stadt während einer Kundgebung vor dem Rathaus übergeben.
  • Informationsabende für Parteien, Schulgruppen und die Wendener, Thuner und Harxbütteler Vereine durchgeführt.
  • Beteiligung an Fachdiskussionen mit dem Ziel der möglichen Umsiedlung des Industriegebietes in Braunschweig-Thune, mitten im Wohngebiet und direkt neben Schulen und Kindergärten, durchgesetzt und durchgeführt.

… und viele, viele Treffen, Abstimmungsrunden und Flyer-Verteilaktionen durchgeführt.

Danke an alle, die uns immer wieder unterstützen und mit uns für ein lebenwerteres Braunschweig kämpfen.

Es geht um unsere gemeinsame Sache und um unser aller Sicherheit!

BISS e.V.

[Aktualisierung]
eine weitere Flyer-Aktion starteten wir noch kurz vor Weihnachten in unserer näheren Thuner Umgebung.

Auch diejenigen ohne Internet, oder weil Sie einfach lieber auf Papier lesen, sollten unseren Weihnachtsgruß erhalten. Und dazu noch eine Richtigstellung zu einigen Aussagen im „Schunterkurier“.