Archiv der Kategorie: GAA

Das bisschen Zusatzstrahlung…?

Seitens der Firmen auf dem Gelände und des Gewerbeaufsichtsamtes wird häufig betont, dass die Thuner Anlage strahlungsarm sei und dass sämtliche Grenzwerte eingehalten würden. Dabei werden Sondergenehmigungen mit keinem Wort erwähnt. Deshalb denken viele Menschen, die Thuner Anlage sei ungefährlich, zumal man ja im Alltag auch Röntgenaufnahmen macht und Langstreckenflüge unternimmt. Außerdem strahlen manche Gegenden, auch in Deutschland (z.B. Schwarzwald) von Natur aus recht stark. Da scheint vielen die Niedrigstrahlung, wie sie von GE Healthcare / Buchler und EZN ausgeht, harmlos.

Wir kommen zu einem völlig anderen Schluss und bieten hier einen Überblick über die wichtigsten Informationen: Das bisschen Zusatzstrahlung…? weiterlesen

Strahlende Medizinfracht offenbar kein Atomtransport…?

Im Spiegel-Online-Bericht „Die verborgenen Wege der Atomtransporte“ taucht Braunschweig bzw. Thune nicht auf. Dies wäre wenig erstaunlich, würde es sich dabei ausschließlich um Verbringungen von Brennstäben handeln. Es ist allerdings durchaus merkwürdig, dass der Artikel auf einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Bundesgrünen basiert, in der Thuner Nuklearfirmen mehrere hundert Mal erwähnt werden.

Dieselbe Drucksache setzte Anfang des Jahres die BISS auf die Spur der Urancontainer, die letztlich zum Nachweis mehrfach wöchentlich stattfindender Transporte von stark strahlendem Molybdän-99 bzw. Jod-131 führte. Messungen bei zufälligen Begegnungen mit Transportern der Firmen ergaben Werte, wie man sie in wenigen Metern Entfernung neben Castoren messen kann. In diesem Zusammenhang bestätigte das Gewerbeaufsichtsamt Braunschweig der BIBS-Fraktion, dass an der Fahrzeugaußenwand sogar noch viel höhere Werte erlaubt seien, nämlich bis zu 2mSv/h (Millisievert pro Stunde). Zum Vergleich: Die natürliche Strahlung in Thune liegt bei ca. 0,08 µSv/h, Mikrosievert pro Stunde.

Presseerklärung: Terrorgefahr und gesundheitliche Risiken durch radioaktives Mo-99 in Thune

19. März 2013

Terrorgefahr und gesundheitliche Risiken durch radioaktives Mo-99 in Thune

Recherchen der Bürgerinitiative Strahlenschutz Braunschweig e.V. (BISS) haben ergeben, dass auf das Gelände der Firma GE Healthcare/Buchler GmbH im Braunschweiger Stadtteil Thune regelmäßig stark strahlendes Molybdän-99 (Mo-99) aus Südafrika geliefert wird. Die BISS befürchtet, dass Terroristen dieses Material für Anschläge nutzen könnten und hält die Sicherung der Transporte sowie des Firmengeländes selbst für völlig unzureichend.

Die offensichtlich ungesicherten Transporte (jeweils nur ein Fahrer, kein bewaffneter Begleitschutz, einfache Lieferwagen) sind aufgrund des bekannten Ausgangs- und Zielortes leicht auszuspähen. Das Firmengelände ist lediglich durch einen ca. 2 Meter hohen Zaun und zwei Werksschützer gesichert, die einen bewaffneten Raub so wenig verhindern könnten wie die firmeneigenen Überwachungskameras.

Die BISS geht davon aus, dass sich in den ca. 30-Liter-Bierfass-großen Transportbehältern aus 56 kg Uran, die mehrfach monatlich angeliefert werden, eine Aktivität von mehreren Tera-Becquerel (= mehrere 1.000.000.000.000 Zerfälle pro Sekunde) in kleinen Fläschchen befindet. „Weil das radioaktive Molybdän-99 in einer Flüssigkeit vorliegt, befürchten wir, dass es bei einem Unfall freigesetzt werden könnte – möglicherweise sogar unbemerkt -, oder dass es nach einem Diebstahl in terroristischer Absicht an beliebigen Orten versprüht werden könnte“, erläutert Dr. Thomas Huk von der BISS.

Huk ergänzt: „Wir wollen keine Panik verursachen, sondern eine unserer Überzeugung nach bestehende Gefahr abgestellt wissen. Deshalb haben wir die Firma, den Oberbürgermeister und das Gewerbeaufsichtsamt (GAA) vor einer Woche informiert und Abhilfe gefordert.“ Inzwischen haben wir die Rückmeldungen erhalten:

Oberbürgermeister Dr. Hoffmann: „Nicht zuständig; ausschließlich Sache des GAA.“
Leiter des GAA, Herr Aplowski: „Kein Handlungsbedarf. … Vorsätzliche kriminelle Handlungen sind jedoch nicht kalkulierbar und können daher im gesetzlichen Regelwerk nicht abschließend betrachtet werden.“

Mo-99 zerfällt zu Technetium-99, das ein extrem wichtiger Stoff für nukleardiagnostische Untersuchungen ist. Thomas Huk stellt klar: „Natürlich haben wir nichts gegen die Herstellung dieser wichtigen medizinischen Substanzen, die täglich helfen, Leben zu retten. Aber dabei muss Missbrauch ausgeschlossen werden. Und die Verarbeitung gehört nicht neben ein Wohngebiet!“ Die Thuner Atombetriebe liegen nur ca. 50 m vom nächsten Wohnhaus und nur wenige hundert Meter von einer Grundschule und Braunschweigs größtem Gymnasium, demnächst auch noch einer Kinderkrippe und einem Jugendzentrum, entfernt.

Die Firma GE Healthcare/Buchler GmbH gehört zu 40% der alteingesessenen Braunschweiger Firma Buchler GmbH, deren vorheriges Betriebsgrundstück nahe der Innenstadt aufwändig von atomaren Altlasten gereinigt werden musste. Der Vorgänger Amersham Buchler ist durch falsch deklarierte Atommüllfässer für die ASSE in Erinnerung, die unerlaubte flüssige Abfälle und eine bis zu 3000-fach über den Grenzwerten liegende Radioaktivität enthielten. Die ebenfalls auf dem Gelände ansässige und mit Buchler und GE/Buchler verflochtene Firma Eckert & Ziegler/Nuclitec plant eine massive Ausweitung der Bearbeitung von Atommüll in Thune zur Endlagerung im nahen Schacht Konrad.

Wir haben genug von der höchst undurchsichtigen Informationspolitik der Betreiber und Behörden, und wir haben kein Vertrauen mehr in die Firmen und deren Überwachung“, so Huk. Die Strahlung am Gelände ist jetzt schon x-fach höher als in Gorleben, und die Betriebe liegen fast genau in der Einflugschneise des Flughafens.

Hintergründe und weitere Informationen finden Sie hier.

Anhang:

Kurzfassung möglicher Gefahren aus Mo-99 und ggf. Jod-131 bzw. der Behälter:

  1. Aneignung durch Terroristen:
    a) bewaffneter Überfall auf die nicht bzw. nur schwach gesicherten Transporte
    b) bewaffneter Raub vom Betriebsgelände
  2. Transport:
    a) leichter Transport (z.B. mit PKW) in die Nähe eines Anschlagsziels
    b) Transport der Fläschchen direkt zum Anschlagsort
  3. Freisetzung:
    a) Freisetzung in fein verteilter Form in z.B. Zügen oder Innenräumen mit einer großen Anzahl von Menschen
    b) Terrorwirkung durch „unsichtbare Bedrohung“ und Unsicherheit, ob und wo mit einem ähnlichen Anschlag zu rechnen ist
    c) schwere Abgrenzbarkeit des betroffenen Personenkreises
    d) Gefahr möglicher Schäden auch nach Jahren

BISS stellte Bürgerfragen im Rat

In der Sitzung des Rates der Stadt Braunschweig am 19.02.2013 wurden BISS-ige Bürgerfragen gestellt, die man samt den von der Verwaltung gegebenen Antworten hier nachlesen kann. Dabei ist zu beachten, dass die Antworten nach bestem Wissen, aber aus der Erinnerung und von Mitschriften notiert wurden und deshalb nicht so ausführlich ausfallen können, wie sie gegeben wurden.

NACHTRAG: Die BiBS-Fraktion hat die Bürgerfragen und -antworten offenbar wörtlich zur Verfügung gestellt, wie man hier sehen kann.

BISS-Rückblick: Bunte Wände!

Unser Strategietreffen führte eines ganz besonders vor Augen: Wir waren nicht untätig im vergangenen Jahr! Die für unsere Aktivitäten vorgesehenen Schaubilder waren proppenvoll mit bunten Kärtchen aus verschiedensten Arbeitsbereichen: Politik, Verwaltung, Kirche, Veranstaltungen, Verhandlungen… Die Wand war nicht groß genug, um alles zu notieren, was wir unternommen haben. Und es hat etwas gebracht: Ohne die Veränderungssperre stünde der neuen Halle für Atommüllverarbeitung in großen Stil nichts mehr im Wege, Wohngebiete mit Schulen und Kindergärten hin oder her. Nicht zuletzt dank unserer Bemühungen konnten wir dem einen Riegel vorschieben – seht’s euch selbst mal an!