Die BISS hat mit dem offiziellen Formelwerk der Strahlenschutzkommission einen Stresstest für die Nuklearfirma Eckert & Ziegler erstellt.
Der Stresstest zeigt, dass eine Evakuierung der Bevölkerung ist in bis zu 20 km Entfernung notwendig wäre, wenn lediglich ein Tausendstel der am Braunschweiger Standort genehmigten Radioaktivität freigesetzt würde.
Die Korrektheit der Stresstest-Analysen wurde inzwischen gutachterlich bestätigt und der Stadt Braunschweig und dem Niedersächsischen Umweltminister übergeben.
Eine Berücksichtigung dieser inzwischen gutachterlich bestätigten Analyse ist zwingend erforderlich.
Der BISS ist absolute Transparenz ein wichtiges Anliegen. Deshalb kann unser kompletter Stresstest hier nachgelesen und nachgerechnet werden (in einer Kurzfassung sind die wesentlichen Ergebnisse zusammenfasst), genauso wie die gutachterliche Stellungnahme, die unsere Berechnungen bestätigt.
Fazit der Stellungnahme:
„Es ist anhand der Ergebnisse des BISS Stresstests nachzuvollziehen, dass der Bürgerinitiative BISS eine Verlagerung der Anlagen an einen geeigneteren Standort als die einzig sinnvolle Möglichkeit zur Minderung des Risikos für die Bevölkerung erscheint. Die Ergebnisse der radiologischen Auswirkungen im BISS Stresstest, auch wenn die Freisetzungsmenge nur auf einer Annahme beruht, sollten von der Aufsichtsbehörde umgehend zum Anlass genommen werden, einen anlagenspezifischen Stresstest durchzuführen. Die Ergebnisse sollten von der Aufsichtsbehörde transparent dargestellt werden und ggf. Schritte zum Schutz der Bevölkerung ergriffen werden.“
Wer es nicht so mit Formeln hat, für den kommt hier das Wichtigste in Worten:
Radioaktives Risiko: Braunschweig müsste evakuiert werden
Was würde passieren, wenn bei der Braunschweiger Nuklearfirma Eckert & Ziegler 1% der genehmigten radioaktiven Aktivität freigesetzt wird? Die Bürgerinitiative Strahlenschutz Braunschweig (BISS) hat das mit den offiziellen Berechnungsvorschriften ermittelt und kommt zu einem verheerenden Ergebnis: Eine Massen-Evakuierung wäre notwendig – viele Menschen würden infolge der Inhalation der radioaktiven Stoffe an Krebs erkranken.
Selbst eine Freisetzung von lediglich 0,1% der genehmigten Aktivität würde eine Evakuierung in bis zu ca. 20 km Entfernung notwendig machen (siehe Karte oder Video).
Hintergrund:
Im Anschluss an die Nuklearkatastrophe von Fukushima hat das das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stresstests bei der Entsorgungskommission (ESK) in Auftrag gegeben. Hierbei wurden sowohl die deutschen AKWs als auch die Zwischenlager und Konditionierungsanlagen mit erheblichen radioaktivem Inventar untersucht. Bei diesem bundesweiten Zwischenlager/Konditionierungsanlagen-Stresstest, der verschiedene auslegungsüberschreitende Unfälle betrachtete, ist die Braunschweiger Konditionierungsanlage von Eckert & Ziegler durchgefallen. Der Grund: Die Nuklearfirma befindet sich in zu dichter Nachbarschaft zur Braunschweiger Wohnbevölkerung, sodass in den betrachteten auslegungsüberschreitenden Unfällen auch eine Evakuierung der Wohnbevölkerung notwendig würde. Der BISS-Stresstest kommt bei den von der ESK angenommen Freisetzungen zu den gleichen Ergebnissen wie der offizielle ESK-Stresstest.
Besonders brisant hierbei: Die Genehmigung der Nuklearfirma Eckert & Ziegler ist 2500-mal so hoch wie das im Stresstest betrachtete radioaktive Zwischenlager-Inventar. Die Entsorgungskommission hat hier einen spezifischen Stresstest angemahnt, da am Braunschweiger Standort auch außerhalb der Konditionierungsanlage mit radioaktiven Stoffen umgegangen wird. Dies wurde von den Behörden jedoch ignoriert, obwohl sowohl das Braunschweiger Gewerbeaufsichtsamt als auch die Anwälte Eckert & Zieglers auf die Gefahr durch terroristische Anschläge verweisen und dadurch die Dringlichkeit eines spezifischen Stresstests für den Braunschweiger Standort der Nuklearfirma Eckert & Ziegler besonders deutlich wird.
Vor diesem Hintergrund ist es besorgniserregend, dass Eckert & Ziegler die vorhandenen Genehmigungen zwar momentan nur zu einem geringen Prozentsatz ausnutzt (die Aktivität ist hierbei jedoch immer noch höher als in den von der ESK betrachteten Zwischenlagern), aber bereits mehrfach öffentlich angekündigt hat, eine 100-prozentige Ausnutzung anzustreben. Die Folge wäre eine Aktivität, die dem Mehrhundertfachen der Aktivität der 126.000 ASSE-II-Fässer entspricht – und das ausgerechnet neben Schulen, KiTas und Wohnhäusern.
Lesen Sie auch unseren Kommentar zur Diskrepanz zwischen der vom Umweltministerium als ausreichend betrachteten Störfallanalyse der Firmen und dem gutachterlich bestätigten BISS-Stresstest („Herr Umweltminister: Was wollen Sie verantworten? – Schicksalsfrage für Braunschweig und Umgebung“).