Interview mit Herrn Eckert auf Radio Okerwelle. Bei der Wahrheit zu bleiben ist schwer …

Auf Radio Okerwelle gab Herr Eckert vor kurzem ein Interview. http://www.okerwelle.de/downloads/audio/hoerbar/Interview-Eckert.opc.

Das Interview entspricht nicht den exakten Worten, sondern gibt den Inhalt gekürzt wider.
Zur Kontrolle empfehlen wir, den Ton gleichzeitig zu hören, während man den Text liest.

Frage Radio Okerwelle: Es war Plutonium auf dem Gelände, genug für 5 Atombomben?

Hr. Eckert: Dies ist eine Ente/Falschmeldung. Gemäß der Lizenz darf nur 500 Gramm (Kleinstmenge) auf einmal auf dem Grundstück vorhanden sein.

Kommentar der BISS: Wenige Milligramm Plutonium sind giftig/tödlich, wenige Nanogramm erzeugen Krebs. Mehrere Kilogramm Plutonium wurden über 12 Jahre verteilt in 120g- bis max. 500g-Mengen in Thune umverpackt und danach von hier in die USA transportiert. Eine Plutonium-Quelle mit 6,8g liegt noch auf dem Gelände. Das klingt nicht ungefährlich, in der Nähe von Wohnhäusern, dem größten Gynasium Braunschweigs und Kindergärten.

Frage Radio Okerwelle: Antwort der Landesregierung, „Es gab keine Überschreitung der Genzwerte in den letzten 15 Jahren?“. Kritiker sagen, „das liegt daran, dass nur 2000 Stunden Aufenthaltsdauer statt 8760 Stunden (1 ganzes Jahr) angenommen werden“.

Herr Eckert: Dies betrifft nur einen einzigen Messpunkt auf dem Gelände. Dahinter ist ein Feld, auf dem sich keiner aufhalten wird.

Kommentar der BISS: Diese Aussage ist nur für das Jahr 2010 gültig. [aktualisiert durch Anfrage der Linken und Grünen im Landtag: auch in 2010+2011 waren mindestens 3 Messpunkte auf dem Gelände über dem Grenzwert] In den anderen Jahren (für die uns die Jahresberichte des Umweltministeriums vorliegen) von 1998 bis 2010 sind weit mehr Messpunkte betroffen. Diese Messpunkte liegen sowohl in Richtung der Straße (10m) als auch der Wohnbebauung (50m).

Frage Radio Okerwelle: Es gab angeblich keinen Unfall oder Störfall in den letzten 10 Jahren? Nur im Jahr 2009 sollen 2 Flaschen Nickel abhanden gekommen sein?

Herr Eckert: Wir wissen nicht, ob die Flaschen gestohlen oder verloren wurden oder ein Rechenfehler in den Büchern vorgekommen ist. Das Nickel ist mittlerweile völlig abgeklungen und ungefährlich. Es darf nur nicht getrunken werden.

Kommentar der BISS: Die Firma weiss gar nicht, was passiert ist. Nach der Strahlenschutzverordnung und dem Atomgesetz muss ein Betreiber einer kerntechnischen Anlage vertrauenswürdig und fachlich fähig sein. Er muss zudem täglich und mit jeder Lieferung seine Umgangsgenehmigung (die vorhandenen Mengen auf dem Gelände) kontrollieren. Wie passt das zusammen?
Es sind Messwerte in den Jahresberichten des Umweltministeriums zwischen 1998 und 2010 enthalten, die auf Unfälle und Störfälle schließen lassen und deswegen vom Gewerbeaufsicht mit „Empfehlungen“ belegt wurden. Wurde dies überlesen?

Frage Radio Okerwelle: Fühlen Sie sich ungerecht behandelt?

Herr Eckert: Wir sind nur Hersteller von Medikamenten und betreiben nur die Rücknahme des Mülls der Krankenhäuser. Wir sind kein Entsorgungsunternehmen und haben nichts mit Abfallwirtschaft oder Kernkraftwerken zu tun. Das wissen auch alle. Diese Behauptung kommt von Leuten, die damit eine gewisse Klientel motivieren kann.

Kommentar der BISS: Die Firma EZN hat in den letzten 3 Jahren viele Millionen Euro bei ihren Aktionären eingesammelt, damit sie sich am Atomkraftwerk-Rückbau beteiligen kann. Eckert & Ziegler hat sich zu diesem Zweck an der Entwicklung des Schacht-Konrad-Kontainers mit dem BfS beteiligt und darf diesen befüllen. Womit?
EZN bewirbt sich um die Abfallentsorgung in der ASSE, bei den AKWs in ganz Deutschland oder anderen Industrien (siehe Plutonium-Quellen). Wer will, kann sich den Jahresbericht 2011 von EZN anschauen, in dem von einem neuen lukrativen Auftrag für 2012 bei der radioaktiven Abfallentsorgung gesprochen wird.
Auszug EZN-GJB 2011: „Des weiteren werden europaweit Dienstleistungen zur Dekontamination und zum Rückbau von kerntechnischen Anlagen angeboten“.
Wie passt das alles zusammen?

Frage Radio Okerwelle: Ist die Veränderungssperre des Braunschweiger Stadtrates auch nur ein Mittel, um gegen Eckert & Ziegler Stimmung zu machen?

Herr Eckert: Die Veränderungssperre in Braunschweig ist nur durch die Grünen im Rat initiiert worden.

Kommentar der BISS: Irrtum. Alle Parteien haben für die Veränderungssperre gestimmt und die BISS hat das Thema in den Rat gebracht.

Frage Radio Okerwelle: Soll das Betriebsgelände von Eckert & Ziegler erweitert werden und die ASSE-Lauge konditioniert werden?

Herr Eckert: 2 Dinge. In Braunschweig wird nur pharmazeutisch gearbeitet. Zu 95 %. In den letzten zwei Jahren wurde die Belegschaft um 30 % erhöht. Hier wird ein Nebenkriegsschauplatz eröffnet. Bei der radioaktiven Pharmazie soll die Erweiterung stattfinden. Es geht hier nur um Vorwahlkampf. Das Aufarbeiten der ASSE-Lauge ist kein Problem. Danach kann der Rest in die Kanalisation abgeleitet werden. Es besteht hierdurch kein Gefährdungspotential.

Kommentar der BISS: 2010 hat Herr Eckert in einem Brief die Erweiterung der Abfallentsorgung am Standort Braunschweig ausgeschlossen. Im Bauantrag von Eckert & Ziegler steht aber, dass EZN sich nur im Bereich der Abfallwirtschaft erweitern will. Wie passt das zusammen?

Frage Radio Okerwelle: Stellt die Veränderungssperre eine Behinderung bei der Bearbeitung der ASSE-Lauge dar?

Herr Eckert: Die Veränderungssperre hat mit dem Betrieb auf dem Gelände nichts zu tun. Sie verhindert nur behindertengerechte Aufgänge und weitere Büro-Anbauten. Unser Bauantrag dient nur dem Zweck der Modernisierung der Abfallwirtschaft. Und nur diese Modernisierung wird verhindert. Die Veränderungssperre ist ein „Symbolkampf“ aus dem 90er-Jahre-Kernkraftkampf.

Kommentar der BISS: Die Veränderungssperre hat NUR mit dem geplanten neuen Betrieb in der Abfallwirtschaft zu tun. Sie soll der Stadt Braunschweig die Zeit geben darüber nachzudenken, ob sie dieses neue Geschäftsfeld im Stadtgebiet akzeptieren kann. Gemeint ist die Erweiterung der radioaktiven Abfallwirtschaft und der Konflikt mit den nahegelegenen Schulen, Kindergärten und Wohngebieten.

Frage Radio Okerwelle: Die Grünen kritisieren die Transparenz bezüglich der Lagerung radioaktiver Elemente auf dem Gelände von Eckert & Ziegler. Wegen angeblicher Betriebsgeheimnisse wird nichts herausgegeben.

Herr Eckert: Die Grünen betreiben Volksverdummung. „Alle Daten sind bekannt“. Alle in Braunschweig wussten seit 14 Jahren Bescheid. Die Feuerwehr trainiert den Umgang mit den „Kleinstmengen Plutonium“. Das Problem sind nicht die fehlenden Daten, sondern das fehlende „Orientierungswissen“. Sowohl bei der Stadt als bei den Grünen. Die Offenlegung an Lagerbeständen geht an der Sache vorbei. Die Grünen „wollen nicht“, dass die Fabriken harmlos sind.

Kommentar der BISS: Die BISS, und nicht die Grünen, haben die Frage nach den Lagerbeständen auf dem Gelände gestellt. Die Inventarlisten, Jahresberichte und Abwasserberichte wurden am 17. November gemäß Umweltinformationsgesetz durch die BISS beim Gewerbeaufsichtsamt angefordert. Bis heute wurden die Jahresberichte nur auf stetige Nachfrage der BISS oder gar nicht geliefert. Eckert & Ziegler weigerte sich bis jetzt, die radioaktiven Elemente der Produktion, Lagerung und Abfallwirtschaft offenzulegen. Die Stadtverwaltung (Stadtbaurat Herr Leuer) sagt, „wir wussten nichts von den Plutonium-Quellen“. Klingt merkwürdig, oder nicht?

Herr Eckert: Die Landesregierung sagt, es gab 15 Jahre keine Vorfälle. Es gab keine Vorfälle und es gibt auch nur ein Störfallpotential unterhalb der Störfallverordnung. Man rechnet nicht mit Störfällen.

Kommentar der BISS: Die Störfallverordnung hat nichts mit dem Atomgesetz zu tun. Sonst gäbe es den Betrieb in der Nähe der Wohngebiete nicht. Denn dort gibt es eine Abstandsregelung und im Atomgesetz nicht. Die Jahresberichte des Umweltministeriums berichten sogar von Störfällen, und davon, dass wegen dieser Störfälle das Gewerbeaufsichtsamt in den nachfolgenden Jahren einfach die Grenzwerte für die damalige Firma erhöht hat, weil die Messwerte nicht fielen.

Herr Eckert: Alle Fachinstitutionen sagen, „da ist nichts“.

Kommentar der BISS: Das Krebsregister sagt, „es gibt keine Daten, um etwas sagen zu können“. Das klingt schon anders.

Frage Radio Okerwelle: Der Flughafen wurde in der Risikobewertung nicht berücksichtigt. Hat das Auswirkungen auf den Standort?

Herr Eckert: Es gibt eine Störfallbetrachtung für Leese. Flugzeuge sind nicht Teil der Störfallverordnung, sonst müsste jede Tankstelle, jedes chemische Werk so betrachtet werden. Sie müssen Gleiches mit Gleichem vergleichen.

Kommentar der BISS: Die Störfallverordnung ist für kerntechnische Anlagen immer noch nicht zuständig!!! Risikobetrachtungen durch Flugzeugabstürze sind aber Teil des Atomgesetzes. Daraus folgt ein 1,5km Abstand zu AKWs!!!  Diese Betrachtungen werden nur für Zwischenlager und AKWs gemacht, also warum nicht auch für kerntechnische Anlagen wie Eckert & Ziegler, fragt die BISS?

Frage Radio Okerwelle: Die Risikobetrachtung mit Flughäfen gilt für Zwischenlager. Müsste nicht EZN in Thune wegen der Mengen der Substanzen auch als Zwischenlager behandelt werden?

Herr Eckert: Da müsste auch jede Universitätsklinik als Zwischenlager betrachtet werden, weil dort mehr Aktivität liegt als auf dem Gelände von EZN in Thune. Wir haben keine großen Konzentrationen, sondern nur kleinste Mengen hier liegen.

Kommentar der BISS: EZN beliefert mehr als eine Klinik, sonst wären sie nicht ein „weltweit agierendes Unternehmen“. Wo liegen die Produkte und deren Grundstoffe und Abfallstoffe (die zurückgenommen werden), wenn nicht am Standort?

Frage Radio Okerwelle: Gibt es eine Annäherung? (Zwischen welchen Parteien?)

Herr Eckert: Es wird sich der Sachverstand durchsetzen. Wenn die Kampagne der Grünen ausläuft, weil die Leute merken, es ist nichts und es hat sich nichts gezeigt, dann wird man diese Sache begradigen können. Es gibt keine inhaltlich schwierigen Themen.

Kommentar der BISS: Die BISS, nicht die Grünen, wird in jedem Fall die Erweiterung des Geschäftsfeldes von Eckert & Ziegler von der Pharmazie-Erzeugung auf die Abfallwirtschaft bekämpfen. Schließlich haben die Mitglieder des neu gegründeten Vereins dieses Thema als Anwohner aufgebracht. Die BIBS, die Grünen, die SPD, die Linken und auch die CDU und die Piraten im Rat der Stadt haben im Sinne der Stadt Braunschweig aufgrund der Informationen der BISS aktiv gehandelt.

Herr Eckert: Wir haben keine Vorfälle und kein Störfallpotential. Also warum sollten wir nicht vorankommen?

Kommentar der BISS: In den Jahresberichten des Umweltministeriums von 1998 bis 2010 (siehe oben) sind eindeutig Störfälle dokumentiert. Ohne Störfallpotential würde die Feuerwehr (Aussage Herr Eckert, siehe oben) wohl auch nicht gegen diese Störfälle geübt haben.

(Rhetorische) Frage der BISS: Herr Eckert, seit wann betreiben Sie Wahlkampf gegen die Partei der Grünen und „orientierungswissenslose“ Stadträte?