Seit längerem haben wir darauf hingewiesen: In Thune gibt es ein faktisches Zwischenlager, das allerdings offiziell nicht so genannt werden darf. Der Begriff „Zwischenlager“ ist nämlich reserviert für sicher konditionierte, das heißt entsprechend verpackte, radioaktive Stoffe.
Daraus schließt der Laie: Wenn das Thuner Lager nicht als Zwischenlager bezeichnet werden darf, befinden sich dort keine fertig konditionierten Substanzen. (Wobei nicht-konditionierte Abfälle bei einem Brand sogar wesentlich gefährlicher wären als nach der Konditionierung, weil sich die Nuklide leichter verteilen würden.)
Gleichzeitig ist aber bekannt, dass das Zwischenlager Eckert & Zieglers in Leese bereits nahezu oder sogar gänzlich voll ist. Zudem hat die Firma die Verwaltung wissen lassen, dass die illegal lagernden Container nicht vom Gelände verbracht werden können. Im Gegenteil, mehrfach sind neue Container hinzugefügt worden; die Behälter stehen mittlerweile teils dreistöckig.
Wenn also eine Firma, die Atommüll konditioniert, weder konditionierten Müll vom Gelände wegschafft noch welchen dort lagert, stehen dann allen Ernstes die Konditionierungsanlagen seit Jahren still, oder beamen sie den fertig verpackten Müll auf den Mond? Was geschieht hier?
Kann es sein, dass Eckert & Ziegler unter den Augen der Verwaltung ständig Container mit neuem unkonditionierten Müll heranschafft, obwohl schon die vorhandenen Container illegaler Weise dort stehen?
Oder ist es gar so, dass die Verwaltung aus Angst vor dem Label „Zwischenlager“ geflissentlich „übersieht“, dass hier ein faktisches Zwischenlager vorhanden ist, weil man die bereits konditionierten Materialien nicht loswerden kann? Schacht Konrad ist ja noch nicht in Betrieb (und er wird es hoffentlich auch nie sein, denn er ist ungeeignet!).
Die Krönung der babylonischen Begriffsverwirrung lieferte die Verwaltung der Stadt Braunschweig im Bezirksrat Wenden-Thune-Harxbüttel am 18.11.2014. In der Stellungnahme zu einer Anfrage wegen des illegalen Containerlagers heißt es unter Punkt 3:
„Darüber hinaus ist nach wie vor die Herstellung einer Bereitstellungshalle für die Zwischenlagerung der Container bis zum Abtransport geplant.“ [Hervorhebung: BISS]
Der syntaktische Bezug ist hier eindeutig: Die Zwischenlagerung erfolgt nicht nach dem Abtransport, sondern davor – folglich in Thune, neben Wohnhäusern und Schulen. Und angesichts fehlender Zwischen-, geschweige denn Endlager kann man getrost davon ausgehen, dass die Stoffe auf unbestimmte Zeit hier bleiben werden.
Die Verwaltung trug diesen Umstand gelassen vor. Glücklicherweise wies ein Mitglied des Bezirksrates sofort darauf hin, dass die Zuhörer sehr wohl wahrgenommen hatten, was gesagt worden war.
Ist es wirklich Ziel der Ära Markurth, Braunschweig zur bundesweit einmalig bürgergefährdenden Nuklearstadt werden zu lassen?