BISS: Offener Brief an Professor Dr. Klaus Kocks

-­ Offener Brief -­
Braunschweig, 22.03.2015

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Kocks,

Sie unterstellen mir in Ihrer Mail vom 20.03., ich hätte ein „Missverständnis“ bzw. eine „Fehlinterpretation“ eingestanden, und versuchen damit den Eindruck zu erwecken, die BISS hätte ihre Position revidieren müssen. Dies ist falsch! Es gibt in diesem Punkt kein Missverständnis der BISS.

Auf dem Leserforum der Braunschweiger Zeitung haben Sie öffentlich im Namen von Eckert & Ziegler ein Versprechen abgegeben, an das Sie und die Firma anscheinend schon nach wenigen Tagen nicht mehr erinnert werden wollen. Hier noch einmal Ihr Versprechen im Wortlaut (Transkription Video 1:23:00 – 1:23:36): Prof. Kocks, Sprecher von Eckert & Ziegler:

„Und ich sage das hier noch mal im Klartext: Es wird mit uns, bei uns, keine Atommülldrehscheibe geben, Punkt. Und ich habe gesagt „keine“, ohne jede Relativierung. Es wird keinen Transport von Atommüll aus energie‐ / energetischer Herstellung aus Atomkraftwerken oder anderem Gewerbe auf dieses Gelände geben und die Konditionierung dort.
Es bleibt ein ausschließlich medizintechnischer Betrieb, der aus den Anwenderbereichen Kittel, Spritzen und all das Zeug dort aufbereitet. Jetzt habe ich das so gesagt und ich bitte daran, ernst genommen zu werden.“

In der Pressemitteilung Ihrer Auftraggeberin vom 16.03.2015 wird dagegen unter der irreführenden Überschrift „Eckert & Ziegler stellt zum wiederholten Mal unmissverständlich und verbindlich fest: Keine „Atommülldrescheibe“ in Braunschweig-­‐Thune“ lediglich behauptet, man sehe sich

„Verdächtigungen ausgesetzt, dass hier neben der medizintechnischen und pharmazeutischen Tätigkeit in Zukunft über das kontrahierte [!] Volumen [!] hinaus in industriellem Maßstab nukleare Rückstände aus den zurückzubauenden Kernkraftwerken und/oder der „Asse“ [!] bearbeitet werden sollen“.

Man bekräftige,

„dass eine solche [!] Ausweitung“ [also nur bezogen auf nukleare Rückstände aus rückzubauenden AKWs und/oder der ASSE] „über das kontrahierte [!] Volumen [!] hinaus in eine industrielle Konditionierung von atomaren Rückständen mit dem Ziel „Konrad“ und/oder „Asse““ [!] nicht geplant [!] sei. Dazu habe man verbindliche Erklärungen gegenüber der Politik abgegeben und dies gegenüber der Presse wie der Öffentlichkeit wie den einschlägigen Bürgerinitiativen eindeutig erklärt.“ (Hervorhebungen und […] nicht im Original).

Wir haben daraufhin geschrieben, dass der Inhalt der Pressemitteilung weit hinter das von Ihnen auf dem Leserforum im Namen von Eckert & Ziegler abgegebene Versprechen zurückfällt und dies im Detail belegt. Wir haben weiter geschrieben, dass uns entgegen der Behauptung Ihrer Auftraggeberin keinerlei „verbindliche Erklärungen gegenüber der Politik“ dazu bekannt sind. Auch der in der Pressemitteilung noch enthaltene, rudimentäre Rest Ihrer klaren Zusage auf dem Leserforum wird in der Pressemittelung lediglich auf die derzeit bestehenden Pläne und Absichten der Firma bezogen und entbehrt damit jeder Verbindlichkeit für die Zukunft. Wir bleiben bei unseren Aussagen.

Wir bedauern, dass wir öffentlichen Versprechungen Ihrerseits und seitens oder im Namen von Eckert & Ziegler vor dem Hintergrund der gemachten Erfahrungen keinerlei Glaubwürdigkeit mehr zusprechen zu können, sofern sie nicht rechtsverbindlich fixiert sind.

Herr Kocks, ich halte Sie für einen sehr intelligenten Menschen und ausgewiesenen PR-­‐Profi. Ich glaube daher nicht, dass Sie meine Mails und unsere Pressemitteilung nicht verstehen. Vielmehr vermute ich, dass Sie uns und unsere Argumente nicht verstehen wollen und versuchen, durch beleidigende und unterstellende Angriffe von Ihrem öffentlich gegebenen Versprechen im Namen von Eckert & Ziegler abzulenken und meinen und den Ruf der BISS zu beschädigen.

Wie dem auch sei, die bisherige Kommunikation mit Ihnen ist äußerst fruchtlos: Sie haben uns der Lüge bezichtigt, ohne dies belegen zu können. Wir haben das argumentativ entkräftet und gezeigt, dass Ihr Vorwurf nicht haltbar ist. Sie suggerieren nun, wir hätten ein Missverständnis eingestanden. Das bringt uns inhaltlich kein Stück weiter und wir haben den Eindruck, dass genau dies auch beabsichtigt ist, da es auf Seiten der ehrenamtlichen Mitglieder der BISS erhebliche Ressourcen bindet.

Da wir vor dem Hintergrund der geschilderten Erfahrungen nicht einschätzen können, ob Ihre Aussagen für Eckert & Ziegler verbindlich sind, wir uns aber an unser Wort gebunden fühlen, entsteht eine asymmetrische Situation, die keine geeignete Grundlage für Gespräche bilden kann.

Bitte richten Sie Eckert & Ziegler aus, dass wir gerne den direkten Dialog führen. Einen weiteren E-­‐Mail-­‐ Verkehr mit Ihnen, sehr geehrter Herr Prof. Dr. Kocks, halten wir nicht für zielführend und werden wir daher hiermit beenden.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Huk

1. Vorsitzender, BISS e.V.

 

P.S.: Meine Tätigkeit als Privatdozent der TU-­‐Braunschweig habe ich bislang immer von der BISS getrennt. So möchte ich es auch weiter beibehalten. Nebenbei bemerkt: An der Uni haben Herr Noske und ich bislang keine Berührungspunkte gehabt. Herrn Noske habe ich im Rahmen der BISS kennen und schätzen gelernt -­ auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind. Mit Frau Gorille habe ich bislang auch noch keine Berührungspunkte gehabt – weder über die Uni noch über die BISS. Es tut mir leid, wenn ich Sie hier enttäuschen muss. Der Vollständigkeit halber sei abschließend noch erwähnt, dass ich mich gegen den von Ihnen öffentlich erhobenen Vorwurf, ich hätte einen „Buddy“ beim NDR, verwahre.